Wir
über uns
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Liebe
Zuschauer,
nach
dem Onkel Heinrich in „Feuerwerk“ 1997 und dem Tischler Engstrand in
Ibsens „Gespenster“ 1998 ist der Rudolf in „Fisch zu viert“
meine dritte Begegnung mit Ihnen, dem Stuttgarter Publikum.
Fünf
Jahre war ich alt, da erlebte ich meine erste Theateraufführung:
„Peterchens Mondfahrt“ im Dresdner Schauspielhaus, einem Theater,
das drei Jahre nach einem Bombenvolltreffer als erstes großes öffentliches
Gebäude 1948 in Dresden wieder
aufgebaut worden war, und zwar mit auch für damalige Zeiten sehr viel
Geld. Eine Stadt mit Theater war eine Selbstverständlichkeit, wenn auch
eine kostbare.
Dem
Folgenden möchte ich vorausschicken: ich bin kein verbohrter
Nostalgiker! Aber wenn heute fast überall in Deutschland geklagt wird,
es sei nicht mehr genügend Geld da für Theater, wenn Bühnen - und das
gerade auch in der Region in der ich lebe (Berlin/Brandenburg) -
reihenweise geschlossen oder bis zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft
werden, dann muß ich nostalgisch werden und gestatte mir, diejenigen,
die heute für Kultur im weitesten Sinne Verantwortung tragen (also
eigentlich uns alle), an den Geist zu erinnern, aus dem damals Kunst und
Kultur als Lebensmittel behandelt wurde. Es wurde eben nicht
als das Ressort angesehen, in dem man am leichtesten und zuerst Gelder
streichen kann. Wie kurzsichtig! Gerade in den letzten Wochen ist wieder
mal deutlich unser defizitäres Bildungssystem ins Blickfeld gerückt.
Im Rahmen eines europäischen Vergleichs belegten deutsche Schüler nur
hintere Plätze. Ernten wir schon, was wir in den letzten Jahren nicht
gesät haben? Zu Kreativität, Ideenvielfalt, zu interessanten
menschlichen Beziehungen und vielem mehr kann gerade Theater
als „Live-Erlebnis“ junge Menschen anregen, wie kaum ein
anderes Genre.
Doch
zurück zum Dresdner Schauspielhaus. Ich habe später dort als Bühnenhandwerker
Theater „von der Pike auf“ gelernt, zwei Jahre meiner
Schauspielausbildung absolviert und auch meine ersten Schritte als Profi
auf der Bühne getan. Nach 20
abwechslungsreichen Jahren an den Landesbühnen Sachsen und am Theater
der Jungen Generation Dresden wollte ich 1989 meiner Karriere einen
neuen Schub geben und auf ging´s nach Berlin, der Hauptstadt der
Noch-DDR im Sommer 89, nicht ahnend, was der Herbst uns so alles bringen
würde. Mein Schritt in die freiberufliche Schauspielerei fiel zusammen
mit doch noch wesentlich mehr prinzipiellen Lebensveränderungen. Rückblickend
kann ich sagen: es hat gepaßt, es war ein wohltuender Motivationsschub,
der bis heute anhält, und mich nach über 30 Jahren am Theater immer
wieder neugierig macht auf neue Herausforderungen.
Der
Start 1990 in Berlin war gut: das Unterrichten als Dozent für
Schauspiel an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg machte mir große
Freude, gern und viel besetzt wurde ich in den Synchronstudios der DEFA
und des Fernsehens. Von 1992 – 95: Engagement Kleines Theater am Südwestkorso
in Berlin-Schöneberg. Dort konnte sich in der Opern-Parodie
"Lucrezia Borgia" (Donizetti) auch der singende Ziebig weiter
profilieren.
Nächste
Stationen waren das Theater am Kurfürstendamm, Tourneen mit dem
Eurostudio Landgraf, die Berliner Kammerspiele, dann 1997/98 das Alte
Schauspielhaus Stuttgart und dazu immer wieder Arbeit in den Berliner
Synchronstudios.
Es folgten
2 Jahre Kabarett in Halle, und im Rahmen des Cottbusser Theatersommers -
neben zwei musikalischen Programmen - mit dem Cavaliere die Hauptrolle
in „Campiello“ von Peter Turrini (nach Goldoni). Last but not least
spielte ich im vorigen Jahr den Mistingue in „Die Affäre Rue de
Lourcine“ von Eugené Labiche in einer interessanten Aufführung des
„bat-Studiotheaters“ der Berliner Hochschule für Schauspielkunst.
Als ich zu
den Proben von „Fisch zu viert“ hierher nach Stuttgart reiste,
gingen mir die eingangs geäußerten Gedanken durch den Kopf. Vielleicht
gerade, weil hier die Theaterwelt noch etwas heiler zu sein scheint, als
anderswo.
Es ist mir
ein Anliegen, auf diese kostbare Selbstverständlichkeit hinzuweisen,
auf daß wir sie zu unserer gemeinsamen Freude und Erbauung erhalten und
pflegen. Nicht nur in Stuttgart, nein - wo immer wir Theater spielen
bzw. sehen wollen.
Ich wünsche uns gemeinsam einen vergnüglichen Abend
Ihr Werner Ziebig
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